Die linke alte Arkade des Wiener Zentralfriedhofs, auch bekannt als die „alten Arkaden“, befindet sich unmittelbar links der Hauptallee, direkt hinter dem Haupteingang (Tor 2). Sie gehört zu den ältesten und eindrucksvollsten Bauwerken des Friedhofs. Errichtet wurde sie zwischen 1879 und 1881, wobei der Baubeschluss aus dem Jahr 1879 stammt. Die Arkaden wurden in einem neorenaissancehaften Stil als Ziegelrohbau errichtet und stellen ein frühes architektonisches Kernstück des Zentralfriedhofs dar.
Die Errichtung der Arkaden folgte einem klaren Ziel: Der Friedhof sollte durch eine repräsentative Architektur für das wohlhabende Bürgertum attraktiv gemacht werden. Nach den kaiserlichen Reformen von Joseph II., die schlichte, schmucklose Bestattungen verlangten, entstand im 19. Jahrhundert bei vielen Wiener Bürgern der Wunsch nach würdevollen und künstlerisch gestalteten Begräbnisstätten. Die Stadt Wien griff diesen Wunsch auf, um den noch jungen Zentralfriedhof populärer zu machen und prominente Persönlichkeiten sowie wohlhabende Familien zur Grablege zu bewegen. Die alten Arkaden boten dazu einen idealen Rahmen.
Insgesamt entstanden 36 großzügig angelegte Arkadengrüfte, die jeweils bis zu 15 Särge aufnehmen können. Die Gestaltung der Grüfte ist kunstvoll und aufwendig – ab 1883 wurden sie vom Maler Georg Glaser mit Wand- und Deckenmalereien sowie teilweise vergoldeten Verzierungen versehen. Reliefs, Marmorstatuen und fein gearbeitete Grabdenkmäler unterstreichen den repräsentativen Charakter dieses Bereichs.
Viele bedeutende Familien der Wiener Gesellschaft fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Zu den bekanntesten Namen zählen die Industriellenfamilie Mautner-Markhof, der Unternehmer Freiherr Franz von Wertheim sowie August Zang, der Gründer der Wiener Zeitung, und dessen Vater Dr. Christof Bonifaz Zang. Die Grabstätten spiegeln nicht nur gesellschaftlichen Rang, sondern auch den Kunstsinn und die finanziellen Möglichkeiten der Begrabenen wider.
Die linke alte Arkade bildet gemeinsam mit der rechten Arkade ein ehrwürdiges Entree zur Hauptachse des Zentralfriedhofs, die direkt zur Karl-Borromäus-Kirche führt. Während die später entstandenen neuen Arkaden näher an der Kirche liegen, bewahrt die alte Arkade bis heute den Charakter eines historischen Gedächtnisortes für das großbürgerliche Wien des 19. Jahrhunderts.